Zur Geschichte der Hypnose:
Im Ursprung eine alte Heilkunst (Teil 1)
Die Kraft des Geistes, ihr Potenzial und ihre Geheimnisse hat die Menschen schon immer fasziniert und herausgefordert. Bereits bei antiken Hochkulturen finden sich Formen der Hypnose und Suggestion in priesterlichen Heilverfahren. Damit blickt die moderne Hypnose in ihren Vorläufern und Wurzeln auf eine jahrhundertealte Tradition in der Therapie und Krankenbehandlung zurück.
Beispielsweise aus dem antiken China und Indien sind Hinweise auf Heilverfahren überkommen, die allein auf Worten beruhen. In Ägypten sollen die Priester dem Patienten vor über 3000 Jahren dabei die Hände aufgelegt haben, während dieser die Augen geschlossen hielt oder gar schlief.
Im antiken Griechenland gab es um 150 v. Chr. die Methode des Tempelschlafs, der zunächst in Epidaurus und später auch anderen Kultstätten des Asklepios, etwa in Athen, Knidos und Pergamon, vollzogen wurde. Es ist gut überliefert, dass viele Kranke hoffnungsvoll zu den Heiligtümern des Gottes der Heilkunst pilgerten, um dort im Traum das Mittel für Ihre Genesung oder gleich die Heilung durch Asklepios daselbst zu erfahren, wenn die wissenschaftliche Medizin der Ärzte an ihre Grenzen stieß. Unterstützung bekamen die Hilfesuchenden von den Tempelpriestern. Der Halbgott Asklepios, der nach seinem Tod in den Götterhimmel aufgenommen worden war, hatte zunächst selbst als Arzt auf Erden gewirkt und war berühmt für seine außerordentlichen medizinischen Fähigkeiten. Sein Schlangenstab ist noch heute Symbol der Heilkunst und des Ärztestandes.
Die so genannten Schlaftempel erfreuten sich sehr großer Beliebtheit und es herrschte ein respektvolles Nebeneinander der göttlichen Heilung und der weltlichen, des Heilkults und der Heilkunst. Die gewinnbringende Wechselwirkung zwischen der kraftvollen Aura des heiligen Ortes und der Bereitschaft und dem Willen des Kranken, Heilung zu erfahren, führten gar in scheinbar aussichtslosen Fällen noch zu wundergleichen Genesungen. Wenn auch hier nicht von moderner Hypnosetherapie gesprochen werden kann, so findet sich doch ein in die gleiche Richtung zielender Appell an das Unterbewusstsein zur Selbstheilung. Der unbedingte Glaube und die ungetrübte Hoffnung der Patienten waren der Schlüssel zum Erfolg für das Freisetzen des eigenen Kraftpotenzials.
So auch bei Heilungen durch königliche Berührungen oder das heilende Handauflegen generell. Dieser Usus hielt sich von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Die Kraft der Suggestion spielte und spielt auch dabei eine wesentliche Rolle und der Erfolg basiert stets auf der Macht des eigenen Geistes, auf der inneren Einstellung. Im späten Mittelalter beschäftigten sich verschiedene namhafte Wissenschaftler mit den Faktoren Glauben und Willen als einflussnehmend auf den Heilungsprozess.
Im 16. Jahrhundert bezeichnete der berühmte Schweizer Arzt, Alchimist und Gelehrte Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493-1541), den Geist als wirksames Werkzeug der Heilung. Als besonders einflussreich auf den Verlauf einer Krankheit könne sich die Atmosphäre der Umgebung erweisen, die schließlich die Einstellung des Patienten hinsichtlich seiner Genesung beeinflusse. Des Weiteren begann Paracelsus mit Magneten zu experimentieren: Basierend auf der Annahme, der menschliche Körper enthielte eine magnetische Flüssigkeit, entwickelte er die Theorie, mittels Magneten die Krankheiten aus den Menschen herausleiten zu können. Im 18. Jahrhundert wurde dieser Ansatz der Heilung durch Magnetismus in der Forschung wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Federführend war hier der ungarische Jesuit und Astronom Maximilian Hell (1720-1792), der bald rechte Erfolge auf dem Gebiet aufweisen konnte. Daraufhin kontaktierte ihn mit großem Interesse 1774 der deutsche, in Wien praktizierende Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815), der in der Folgezeit den „Animalischen Magnetismus“ begründete. Mesmer wurde zum Wegbereiter der Geschichte der modernen Hypnose.
