Zur Geschichte der Hypnose:
Animalischer Magnetismus oder Mesmerismus (Teil 2)
Während im 1. Teil des historischen Überblicks der Fokus auf der Antike und dem Mittelalter liegt, ist das Augenmerk nunmehr im 2. Teil auf die Entwicklung der Hypnose im 18. Jahrhundert gerichtet.
Der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815) war zu Lebzeiten berühmt und gefragt, doch immer wieder auch umstritten. In seiner an Paracelsus (1493-1541) und Maximilian Hell (1720-1792) angelehnten Theorie des animalischen Magnetismus (animalisch ist hier gleichbedeutend mit lebendig), auch Mesmerismus genannt, behauptete Mesmer, dass insbesondere für Nervenerkrankungen Blockaden im magnetischen Fluss durch den Körper verantwortlich seien. Er setzte Magneten und Eisenelemente ein und legte seinen Patienten auch die Hände auf, um die magnetischen Flüssigkeiten zu beeinflussen, Blockaden zu beseitigen und Krankheiten zu heilen. Fälschlicherweise war Mesmer überzeugt, die durch dieses Prozedere ausgelösten Krämpfe und augenscheinlichen Krisen sowie letztendlich seine Heilerfolge wären rein physikalisch begründet. Dieser Ansatz konnte zeitgenössischen Überprüfungen, die sich – gemäß dem rationalen Denken der Aufklärung – mehr auf Mesmers wissenschaftliche Theorien als auf seine klinischen Erfolge konzentrierten, nicht standhalten.
In der Geschichte der Hypnosetherapie ist Mesmer eine der ausschlaggebendsten Persönlichkeiten – wenngleich er selbst seine Behandlungsmethoden nicht als psychologische betrachtete und die Kraft des Geistes nie verstanden haben dürfte. Doch seine Vorgehensweise beförderte nachfolgende Wissenschaftler bei der Erforschung der Hypnose und ihres wahren Wesens. Denn ließen sich seine Theorien auch nicht bestätigen, so waren seine Heilungserfolge doch offensichtlich. Es kann konstatiert werden, dass die Magneten und Eisenspäne, die Mesmer bei seinen Behandlungen einsetzte, daselbst eher unwirksam waren. Doch mögen sie dazu beigetragen haben, dass die Patienten ihren Geist fokussierten und für die Suggestion, dass sie nun geheilt würden, zugänglich wurden. Das Unterbewusstsein wurde angesprochen und der Körper zur Selbstheilung angestoßen. Der Grund für das Funktionieren von Mesmers Behandlungen lag in der Kraft des Geistes und diese Erkenntnis war es, die Wissenschaftler auf den Plan rief, diese Macht zu untersuchen – und damit auch die Hypnose und ihre vielfältigen Möglichkeiten.
