Zur Geschichte der Hypnose:
Die Anfänge der Hypnotherapie oder der Schlüssel zur Hypnose (Teil 3)

Das Augenmerk des 3. Teils unseres Einblicks in die Geschichte der Hypnose liegt auf dem Beginn des 19. Jahrhunderts, wo die Anfänge der Hypnosetherapie verankert sind.

Im selben Jahr, in dem das Konzept Franz Anton Mesmers (1734-1815) offiziell abgelehnt wurde, namentlich 1784, entdeckte der französische Aristokrat Armand Marquis de Puységur (1751-1825) eine Form von tiefer Trance, in der er noch immer mit seinen Patienten kommunizieren konnte. Diesen Zustand nannte er erst „magnetischer Schlaf“, dann Somnambulismus. Puységur war zunächst ein Schüler Mesmers und wurde dann zum Pionier der modernen Hypnose: Er wandelte Mesmers Methoden ab, indem er der psychologischen Ebene des Hypnotisierens die ausschlaggebende Bedeutung beimaß. Puységur glaubte nicht mehr an die Existenz magnetischer Flüssigkeiten als Ursache der hypnotischen Trance, sondern konzentrierte sich auf die zwei Elemente Wille und Glaube. So traute er einem Heiler mit diesen Eigenschaften Erfolg zu und verabschiedete sich von Krisen, Krämpfen und Eisenstäben in seinen nunmehr ruhigen Sitzungen. Ein weiterer bedeutender Fortschritt war, dass er mit seinen Patienten sprach und ihnen Lösungen für ihre Probleme suggerierte, während sie sich in dem schlafähnlichen Zustand befanden. So finden wir hier die Anfänge der Hypnotherapie.

Inspiriert von Puységur stellten in der Folgezeit weitere Ärzte und Wissenschaftler fest, dass sie ihre Patienten in einen schlafähnlichen Zustand versetzen konnten. Dabei wurden zudem andere Zustände entdeckt, wie etwa die Katalepsie (die vorübergehende Unfähigkeit, Körperteile zu bewegen) und die Amnesie. Die Faktoren Wille und Geist wurden zentral.

Im Jahr 1814 trat der Priester Abbé José di Faria (1753-1816) auf den Plan. Er wurde in Goa, damals Portugisisch-Indien zugehörig, geboren, wo noch heute eine 1945 errichtete Statue von ihm steht. 1771 kam er nach Europa, lebte und arbeitete seit 1788 in Frankreich und lernte hier auch Puységur kennen. Di Faria entwickelte eine Theorie der Suggestion und Autosuggestion und erkannte den Schlüssel zur Hypnose: Alles findet im Kopf des Patienten statt, nicht in dem des „Mesmeristen“. Di Faria agierte gern als Showman vor Publikum, führte dabei aber auch zwei für die Entwicklung der Hypnose entscheidende Elemente ein. Zum einen ließ er seine Patienten während der Sitzungen auf ein fixes Objekt, meistens seine Hand, starren – eine Art der Induktion, die später sehr bekannt wurde. Zum anderen nannte er die Trance konkret als jene Zeit, in der das Bewusstsein offen und empfänglich für Suggestionen von außen sei, was ebenfalls ein zentrales Merkmal der modernen Hypnose darstellt.

Um 1840 nutze der britische Chirurg James Esdaile (1808-1859) den Einsatz der Hypnose als Anästhetikum, um Schmerzen bei medizinischen Eingriffen zu verhindern. So hypnotisierte er mehr als 3000 seiner Patienten vor Operationen und tatsächlich senkte sich die postoperative Sterblichkeitsrate in seinem Krankenhaus im indischen Kalkutta von rund 50 auf nahezu 5 Prozent. Die Entdeckung von Äther und Chloroform als Betäubungsmittel ließen Esdailes Methode jedoch im Hintergrund verblassen und keinen großen Einzug in Europa halten – wenngleich Hypnose auch heute noch in der Chirurgie eingesetzt wird, worauf noch zurückzukommen sein wird.