Zur Geschichte der Hypnose:
The „French Connection“ (Teil 5)
Im 5. Teil der historischen Reihe richtet sich der Fokus auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich, das zu dieser Zeit die Federführung in der Hypnose-Forschung übernahm.
Eine Schrift des britischen Arztes James Braid, der im letzten Abschnitt im Fokus der Ausführungen stand, wurde 1860 auf einer wissenschaftlichen Versammlung in Paris verlesen, auf der der französische Landarzt Ambroise-Auguste Liébeault (1823-1904) zu den Zuhörern zählte. In der Folgezeit sollte er zu einem der führenden Vertreter der modernen Hypnotherapie avancieren.
Liébeault probierte die von Braid beschriebene hypnotische Technik mit Erfolg aus und stellte zudem fest, dass seine Patienten gar kein Objekt fixieren mussten, wie von Braid empfohlen, um hypnotisiert zu werden. Er musste lediglich eine Trance suggerieren und konnte sie dann mittels weiterer Suggestionen zu heilen. Dieser Zugang zu Hypnose ist dem heutigen bereits sehr ähnlich. Da Liébeault jedoch abseits in einem kleinen Dorf lebte, blieb er trotz einer Buchveröffentlichung zu seinen Forschungsergebnissen unbekannt: Es wurden nur fünf Exemplare verkauft.
Doch hatte Hippolyte Bernheim (1840-1919), ein berühmter Professor der medizinischen Fakultät in Nancy, von Liébeaults Studien gehört und ließ sich durch die Heilung als „hoffnungslos“ geltender Leiden von Ihnen überzeugen. Er berief Liébeault an die Universität und gemeinsam begründeten sie die so genannte „Schule von Nancy“. Sie benannten Hypnose als vorrangig psychologisches Phänomen und betonten die Kraft der Suggestion. Der Austausch zwischen Patient und Arzt wurde für sehr wichtig befunden – ein Element, dem auch viele moderne Hypnotiseure heute große Bedeutung beimessen. Der Umstand, dass ein so bekannter Mann wie Professor Bernheim mit Hypnose arbeitete, trug stark zum wachsenden Ansehen dieser Behandlungsmethode bei.
Noch wichtiger war es dann, dass der berühmteste Mediziner dieser Zeit die Hypnose für sich entdeckte: Der in Paris lebende Jean-Martin Charcot (1825-1904) gilt als Begründer der modernen Neurologie. Er war von Hypnose fasziniert und setzte diese bei seinen Patienten als Therapie ein, was sie zum ernstzunehmenden Forschungsgegenstand werden ließ.
Doch glaubte Charcot im Gegensatz zur Schule von Nancy, dass Hypnose eine Form von Hysterie sei, was ihren Einsatz beschränken würde. Über das wahre Wesen der Hypnose stritten die zwei Lager fortan, wobei sich die Schule von Nancy schließlich trotz Charcots Ansehen durchsetzte und ihren Einfluss bis ins 20. Jahrhundert hinein behielt.