Zur Geschichte der Hypnose:
Die Hypnose und Sigmund Freud (Teil 6)

Teil 6 zur Hypnose-Geschichte lenkt das Augenmerk auf Sigmund Freud (1856-1939), den berühmten Begründer der Psychoanalyse.

Bereits als Medizinstudent war Freud auf das Thema Hypnose aufmerksam geworden: Er hatte in Wien einer Vorführung des dänischen Hypnotiseurs Carl Hanson beigewohnt und war beeindruckt. In den 1880er Jahren ließ sich Freud dann in Paris von Frankreichs führendem Neurologen Jean-Martin Charcot (siehe Teil 5) in die Technik der Hypnose einweisen. Freud wurde ein begeisterter Fürsprecher dieser Behandlungsmethode und setzte sie auch selbst bei seinen Patienten ein. Er arbeitete mit direkten Suggestionen und legte den Patienten dabei zum Teil seine Hände auf den Kopf.

Mit seinem Freund und Wissenschaftlerkollegen Josef Breuer (1842-1925) forschte Freud zur Hypnotherapie, bevor sie später die Psychoanalyse entwickelten. Sie entdeckten beispielsweise, dass Patienten die Assoziationen zu ihren Symptomen in hypnotischer Trance zu realen Ereignissen ihres Lebens zurückverfolgen konnten. Die verborgenen Teile des Bewusstseins, das Unbewusste, und der daherrührende Einfluss auf die Menschen faszinierten Freud und die Theorien zur Hypnose waren ihm sehr hilfreich bei der Untersuchung dieser Phänomene.

Erst Mitte der 1890er Jahre verlagerte er den Fokus seiner Therapiemethoden auf die Technik der freien Assoziation (Sprechtherapie). Obwohl Freud Hypnose nicht nur in seinen Arztpraxen eingesetzt, sondern auch Vorlesungen zu diesem Thema gehalten und Studien verfasst sowie ein Buch des maßgebenden französischen Hypnose-Theoretikers Hippolyte Bernheim (siehe Teil 5) übersetzt hatte, verlor die Hypnose in der Bewusstseinsforschung nach Freuds Schwerpunktwechsel zunächst wieder ihre zentrale Rolle – bevor ihre Nützlichkeit erneut dafür sorgte, dass sie wieder zum ernsthaften Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung wurde.